Auftaktkonferenz in Duisburg-Essen
Die Auftaktkonferenz „Studis vertreten – kann das emanzipatorisch sein?“ diente der Vorbereitung des kommenden Kongress in Frankfurt am Main vom 18. – 20. September. Dort wurde ein erster Austausch zwischen progressiven Studierendenvertretungen und Aktiven aus überregionalen linken Bündnissen ermöglicht.
Worum gings und geht’s noch heute?
In der Bundesrepublik hat sich im letzten halben Jahrhundert ein spannendes Phänomen entwickelt: An vielen Hochschulen wurden emanzipatorische ASten, StuRas und dergleichen gewählt, die für einen radikalen gesellschaftlichen Wandel stehen wollen. Sie verorten sich deutlich links von den üblichen gewählten Organen wie Regierungen, akademischen Selbstverwaltungen oder Gewerkschaftsführungen. Im Alltag entstehen hier ungeahnte Widersprüche bei radikalen Ansprüchen und ernüchternden Wirklichkeiten. Auf der Konferenz „Studis vertreten – kann das emanzipatorisch sein?“ wollen wir herausfinden, wie die Potentiale und Widersprüchlichkeiten von linken Studierendenvertretungen in den Dienst eines fetten gesellschaftlichen Wandels gestellt werden können.
Studierendenvertretungen verfügen über recht umfangreiche Mittel, die einige von ihnen regelmäßig emanzipatorischen Projekten zur Verfügung stellen. Häufig sind solche Studierendenorganisationen auch größtenteils besetzt von Personen, die ernstzunehmende Kritik des Bestehenden vertreten. Zugleich laufen linke Studierendenvertretungen permanent Gefahr, zu versinken in selbstausbeuterischer Servicearbeit, starren Bürokratien und borniertem Reformismus, selbst wenn sie anfänglich Größeres im Sinn hatten. Nichts anderes gilt für ihre überregionalen Vernetzungsprojekte, die allenfalls kleine Stellschräubchen drehen wollen. Das ist kein Wunder. Schließlich handelt es sich bei Studierendenschaften genau genommen um staatlich eingesetzte Bürokratien. Sie sollen auf Institutionen einwirken, deren inhärentes Ziel die Ausbildung nationaler Marktteilnehmer*innen ist. Gleichzeit sind diese studentischen Verwaltungen meist durchzogen von ideologischen Vertretungsansprüchen. Das zieht parlamentaristische Kräfte an, die mit simplen Identifikationsangeboten neue Jünger*innen suchen und formen wollen. Vermutlich können Studierendenvertretungen nicht im engsten Sinne des Wortes radikal sein.
Nichtdestotrotz glauben wir, dass Studierendenschaftspolitik in den Dienst radikaler Politik gestellt werden kann. Immerhin ist diese zum einen auf materielle Mittel sowie Infrastruktur angewiesen und benötigt zum anderen selbstverständlich Experimentierräume am Rande der bestehenden Ordnung. Beides ist ohne Verstrickung mit dem Bestehenden nur selten zu haben. Wir wollen auf der Konferenz unsere Position reflektieren und unsere gemeinsame Praxis in emanzipatorischer Studi-Vertretungs-Politik weiterentwickeln.
Programm