Unternehmen „Hochschule!

Der Muff von 1000 Jahren, den die 68er noch angeklagt haben, ist an deutschen Hochschulen längst aufgewirbelt. Nachdem die Macht der Ordinarien attackiert wurde, ohne sie vollends zu brechen, sollen Wissenschaft und Bildung nun von staatlicher Bürokratie befreit werden – so knüpft das neoliberale Leitbild an progressive Konzepte an. Das verlautbarte Ziel lautet, die Hochschulen inhaltlich und finanziell zu diversifizieren. Sie sollen sich im Wettbewerb um Gelder profilieren, wozu eine Unmenge neuer Steuerungsmechanismen etabliert wurden: Heutzutage entscheiden leicht quantifizierbare Leistungsindikatoren und (unmittelbare) ökonomische Verwertbarkeit über die Ausstattung von Wissenschaft. Beispiele sind die Leistungsorientierte Mittelvergabe, steigende Drittmittelquoten oder die Exzellenzinitiative. Qualität wird angeblich durch selbstregulierende, interne Managementsysteme sichergestellt und durch Rankings von außen begutachtet. Nach ihnen soll sich die zahlende Kundschaft (früher: Studierende) bei der Wahl ihrer Karriereboutique richten. Erkämpft wird diese Wettbewerbsfähigkeit von einem machtvollen, unternehmerischen Vorstand, der sich allenfalls durch einen Aufsichtsrat kontrolliert sieht. Ohne in regressive Staatsgläubigkeit zu verfallen, versucht der Workshop, die neuen Leitbilder und Steuerungsmechanismen der vermeintlich autonomen Hochschule zu beleuchten. Schwerpunktmäßig werden wir auf die Finanzierungsmodelle von Hochschulen eingehen. Nicht zuletzt sollen die bewusstlosen Gesetzmäßigkeiten analysiert werden, nach denen der Wissenschaftsprozess nun strukturiert ist. Das bedeutet, dass auch diese Studie der jüngsten hochschulpolitischen Neuerungen gesellschaftstheoretisch fundiert wird. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wo und wie die emanzipatorischen Potentiale von Wissenschaft und Bildung am besten freigelegt werden können. Welche politischen Eingriffe sind gegenüber den verschiedenen Räumen der Wissensproduktion anzustreben? Wo ergeben sich partielle Freiräume und wie sind diese für die betreffenden Subjekte zu nutzen?
Schließlich gilt es für die verschiedenen Handlungsfelder neue kollektive Praxen auszuloten!