Worum geht’s?

Die Konferenz „Studis vertreten“ soll ein Ort werden, an dem sich Menschen und Zusammenhänge begegnen, die sich mit ihrer politischen Praxis sowohl innerhalb als auch außerhalb von Hochschulen verorten. Wir wollen debattieren, ob und wie die Strukturen linker Studierendenvertretungen in den Dienst eines emanzipatorischen Wandels gestellt werden können und wie wir uns dabei – lokal sowie überregional – besser vernetzen und organisieren.

Linke Politik an Hochschulen ist innerhalb der radikalen Linken ein umstrittenes Feld: Einerseits spiegeln sich gesellschaftspolitische Verhältnisse an Uni und Co wider. Leistungsdruck und Konkurrenzkämpfe, Rassismen, Sexismen etc. stehen auf der Tagesordnung. Andererseits gehören die meisten Student*innen einer privilegierten Gruppe innerhalb unserer Gesellschaft an und bereiten sich darauf vor, die Elite von morgen zu werden. Zudem stolpern progressive Gruppen, die in Strukturen studentischer Vertretung Politik machen, regelmäßig über den Widerspruch zwischen der Re-Produktion der eingenommenen Vertreter*innen-Rolle in einer staatlich eingesetzten Institution und eigenen emanzipatorischen Ansprüchen.

Der Brückenschlag zwischen progressiver und Studi-bezogener Politik vermittelt sich offenbar nicht selbst, nur in wenigen Städten findet bisher dauerhafte Zusammenarbeit zwischen linken hochschulpolitischen Gruppen und Gruppen jenseits der Hochschule statt. Deswegen soll es auf der Konferenz genau um diese Zusammenarbeit gehen. Denn ist linke Politik auf Grund der oben genannten Widersprüche an den Hochschulen fehl am Platz? Oder können diese Orte sein, an denen trotz aller Widersprüche politische Bildung und Politisierungsprozesse stattfinden? Im Ringen um eine progressive Praxis von Bildung und Wissenschaft werden zwar weder die Bildungselite noch der Staat abgeschafft, aber es können Anstöße gegeben und zumindest mittelfristige Erfolge erzielt werden. Studentische Strukturen lassen sich dafür nutzen, sich gemeinsam gegen den kapitalistischen Normalzustand und seinen Auswirkungen wie Leistungsdruck und Konkurrenzdenken zu wehren. Auch an den Hochschulen können wir uns Zwängen wie Anwesenheitslisten, Studiengebühren, sexistischer Hochschulwerbung und miesen Lohnarbeitsverhältnissen widersetzen. In der Zusammenarbeit mit linken Gruppen jenseits der Hochschulen ergeben sich zudem Möglichkeiten, eine größere Reichweite für emanzipatorische Inhalte zu schaffen, z. B. im Rahmen feministischer, antirassistischer und antifaschistischer Praxis.

Doch wie kann diese Zusammenarbeit – lokal wie überregional – gelingen? Wo zeigen sich gemeinsame Themen und Praxisfelder? Wie können Erfahrungen einzelner zusammengeführt werden, um gemeinsam auf breiterer Ebene handlungsfähig zu werden? Neben diesen Fragen wollen wir uns auf der Konferenz mit den genannten Widersprüchen des Versuchs einer progressiven Praxis von Bildung, Wissenschaft und Hochschulpolitik in kapitalistischen Verhältnissen auseinandersetzten. Wir wollen eine Plattform schaffen, um uns über unsere konkrete Praxis linker Politik an Hochschulen auszutauschen, uns gemeinsam zu vernetzen und zu organisieren.

Denn irgendwo muss mensch ja anfangen – warum nicht auch an der Hochschule?

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